Donnerstag, 11. November 2010

Brot, Post, und Verlust.

Bevor ich aufgrund der offensichtlichen patriarchalischen Hegemonialstruktur meines Blogs weibliche und sonstige Autor_innen zu Wort kommen lassen muss, werde ich meine verbleibenden Machtdemonstration wohl oder übel auswringen müssen. Nachfolgend einige daraus resultierende Handlungen. Es liegt am Leser zu entscheiden, ob die Texte selbst, oder der Demirug, etwas sagen wollen.

Vor knapp 24 Stunden wurde ich Zeuge davon, dass die physische Integrität meines Körpers von einigen Seiten bedroht wird. Solinger Brotmesser sind hier besonders im Verdacht, ein Komplott gegen uns fleischige Wesen zu planen. Weitere empirische Verfahren werden aller Wahrscheinlichkeit nach folgen.

Bei Dussmann fragte ich mich, ob im riesigen Reclam-Regal nicht bereits sämtliche Puzzleteile für die vollständige Lösung einer Weltformel in der ein oder anderen, mehr oder weniger geschliffenen Form, vorhanden sein könnten. Ist das das Los der Postmoderne? Dass alle Wahrheiten in greifbarer Nähe schweben, und wir doch zu unfähig sind, sie zu greifen, zu zerschneiden und aneinanderzureihen? Muss unserem fein zusammengestellten Domino-Feld immer ein verlaufener Spatz begegnen? Ihn zu erschießen, ändert an der Zerstörungsgewalt nichts. Und sein toter Körper zerfetzt noch mehr Konstruktionen der Wahrheitsfindung. Wie können wir aufhören, uns in diesem Dilemma zu suhlen? Ist die Erlösung eine Postpostmoderne? Hauptsache Post. Post heißt, überlebend, übrig gebliebend. Wie die neue Welt, aus Yggdrasils Asche auferstanden. Aber wäre es nicht ein Hohn zu behaupten, diese Welt würde bestehen bleiben? Das periodische Versengen, das Niedertrampeln aller Türme aus Elfenbein, könnte vielleicht einen Nutzen, einen Sinn oder Zweck von uns verliehen bekommen. Wie alles andere. Denn auch Sisyphos ist glücklich, meint ein Franzose.  Hauptsache, es macht Sinn.

Ich beobachtete ihn schon eine ganze Weile. Er schien eine ziemlich genaue Tagesroutine zu haben. Ein komischer Kauz. Irgendwann musste ich auch einmal Teil seiner Routine gewesen sein, glaube ich. Irgendeine dunkle Erinnerung, der Marke Menschen ohne Gesicht und Form mit schattenhaften Worten und Taten, geisterte in meinem Kopf herum. Anfangs gab ich ihm kaum Aufmerksamkeit. Dieser Mann verlor ständig seine Gegenstände. Manchmal wurde er darauf aufmerksam gemacht, manchmal profitierten andere. Aber immer, nach kurz oder lang, wurde er panisch, rief nach Zeugen, nach seinen Habseligkeiten. Mit einer Regelmäßigkeit.  Doch irgendwann wurde mir klar, dass diese Vergesslichkeit, die er an den Tag legte, keine bloße Charaktereigenschaft zu sein schien. Vielleicht ist es sogar ein falscher Begriff. Er scheint gar nicht vergesslich. Nein, er ver-, verliert absichtlich. Es ist, als würden die Gegenstände rotieren. Das Notizbuch bemerkt er am schnellsten. Aber die Brieftasche ist eine andere Geschichte. Mehrmals wurde er panisch und holte sie sich irgendwie zurück. Aber eines Tages ging er einfach weiter. Und er schaute kein Mal zurück.

Narratives ist Konstruktion. Konstruktion ist Produktion. Erschafft der Autor eine Welt, der Text, oder erschafft der Leser eine Welt? Wessen Schöpfung hat mehr Anspruch auf Existenz? Welche überlebt den Zusammenbruch des Superzustandes, sollte die Katzenkiste geöffnet werden? Was ist Abbildung, was ist wie ein Traum, genauso zusammengesetzt aus willkürlichen Sinneseindrücken? Labe dich in der Postmoderne, solange es dir noch vom der Schreib-; und Leitkultur gestattet wird.

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