Samstag, 6. November 2010

Blauer Himmel


Es mag sein, dass wann immer wir unseren Kopf nach oben richten und uns ein wie so oft als makellos bezeichneter Himmel in der Farbe des Wassers entgegen zu scheinen vermag, dies unsere Emotionen entsprechend in Bewegung bringen kann. Endorphinausschüttung, Erinnerungen an unsere speziesistisch bedingten Anfänge unter der ewigen Sonne im Herzen der Steppen, machen den modernen, sich selbst mit dem Attributen klug feiernden Menschen zu einer Zweckgestalt, der hin und her gerissen zu sein scheint von dem Diktat des Gens und dem Dogma des Nützlichen. Des als nützlich empfundenen. Und so laben wir uns unterhalb der verbrennenden Sonne, deren Strahlen mancher Vertreter unserer Art zufolge durch unser Zutun immer stärker werden, und tragen das Symbol, die Brandnarbe des modernen Menschen, zum Statussymbol anheim, während die Makellosigkeit, ein Begriff nur positiv geworden durch die Sucht nach einer platonischen Perfektionsidee, für diesen Flächenbrand auf des Menschen Körper nicht verurteilt, sondern verherrlicht wird, obgleich verstanden wurde, dass ein öliger Film auf den oberen Hautschichten die Verbrennung aus einer gesundheitlichen Perspektive zu verhüten vermag. Makellos, das ist nicht, was ohne Makel seine Existenz fristet, sondern was ohne subjektiv empfundene Makel das Dasein fristen kann, was toleriert wird zum Nutzen des Makel akkreditierenden Wesens Mensch. Toleriert zum Nutzen des genetischen Diktats vom nicht emanzipierten Wesen Mensch. Der blaue Himmel in sich selbst ist ein Modul dieses Diktats. Er verbietet uns den Blick hinauf auf das jenseits der Sonne wartende. Die Sonne überscheint den Rest der Existenz, verneint uns den Blick und schenkt uns stattdessen das matte wasserfarbene Nichts, wie ein Schirm über unseren Köpfen. Ein Testament unserer Unwissenheit, unter der propagandistischen Endorphinejakulation.

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